… das Gespenst der Rechtsphobie. Alle Mächte des neuen Deutschlands haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Provinzpolitiker und der Regierungspolitiker, Merkel und Brehm*), Verfassungsschützer und deutsche Polizisten …
so könnten wohl Marx und Engels heute das Kommunistische Manifest beginnen lassen.
Ich fasse es nicht – es genzt an Absurdes Theater, was da aus der sächsischen Provinz ‑genauer aus Chemnitz- heraus dringt: Da erhält der junge begabte Künstler Benjamin Jahn Zschocke den Auftrag ein großformatiges (30 x 10 m) Wandbild Chemnitz – Stadt der Moderne für den Speisesaal einer Berufsschule anzufertigen. Bevor Zschocke das Bild anfertigte, wurde es in allen Gremien ‑wie es heute so üblich ist- zunächst mal ausgiebig diskutiert. Der Stadtrat, Förderverein der Schule sowie Eltern, Lehrer und die Schüler selbst sprachen sich für das Vorhaben aus.
Nachdem das Bild fertig war, schlugen Chemnitzer Linke und Grüne Gutmenschen plötzlich Alarm. Aaaalaaaarrrrrm! Reflexartig wurde das Bild mit zufällig vorhandenen alten Tapetenbahnen abgehängt. AAlaaarrrm! Raustreten!! Empören!!
Ein eiligst abkommandierter berufsmäßiger Verfassungsschützer (!) erhielt daraufhin den Auftrag, das Bild nach versteckter rechtsnationaler Symbolik zu durchforsten. Er forstete und forstete, aß zwischendurch vielleicht auch einen Happen, aber fündig wurde er nicht. Nichts, aber auch gar nichts hatte er beim Durchforsten entdeckt.
Links- und Gut-Grün: Aaaalaaarrrm! Der Verfassungsschützer ist infiltriert!
Ein Auschwitz-Überlebender (!) [Quelle gelöscht] mußte eilends herbei und erhielt den Klassenauftrag, das Bild nach rechter Symbolik zu durchsuchen. Ergebnis: Wie gehabt.
Verdammt! Es muß doch etwas zu finden sein! Wo sind in diesem Land denn nun echte Rechtsextremismus-Experten?
Und es wurde beides gefunden: “Experten” und extremistische Symbole. Aufatmen: Da ist doch tatsächlich auf einer Kuppel des Freskos ein Kreuz zu sehen. Aber: Es ist ein Keltenkreuz !!! Aaaaalaaarrrrrm – wir haben ein rechtes Symbol gefunden!
Aufatmen bei Links und Grün und Gut.
Hhmm, daß auf etlichen Chemnitzer Kirchtürmen und ‑kuppeln ja und darüber in ganz Europa und sogar weltweit das gleiche Kuppelkreuz blinkt und tief in der abendländischen Religion verankert ist, ist für die “Experten” und Rote und Grüne und RotGrüne und sonstige Gutmenschen irrelevant.
Und noch etwas erspürten die “Experten”: Im Bild sind 5 graue, farblose Gebäude zu erkennen. AAAaalaaarrrrmm!!! Kein Zweifel, der junge Maler wollte damit auf den allierten Bombenterror am 5. März 1945 “anspielen” stellten die “Experten” fest.
Das war es dann.
Eine Malerfirma verdiente ein paar Hunderter mit dem Überpinseln eines Kunstwerkes. Ein Mensch wurde gekränkt, bei Protestierenden klickten ein paar Handschellen, Polizei-Mannschaftswagen fuhren vom Hof der Berufsschule. In Chemnitz ist endlich die Ordnung wiederhergestellt. Tusch. Vorhang. DDR 2.0 reloaded.
Alltag in der Buntkarierten Republik Deutschland.
Man schreibt das Jahr 2009.
Für alle, die das Kreuz des Anstoßes nicht entdecken konnten, sie hier » klick
*) Chemnitzer Ober-Oberbürgermeister (CDU)
Quellen: Faaanblogg Chemnitz; Berliner Zeitung; Blaue Narzisse Süddeutsche Zeitung
Und für diejenigen, die das einführende Zitat im Original nachlesen möchten, bitte sehr…
Update 05.05.2009
Wie die Berliner Zeitung am Wochenende entlarvte, ist auch der evangelische Berliner Dom ein Hort des Extremismus, wie dieses fotografische Machwerk beweist.
Herr Innensenator Körting: Greifen Sie sofort ein! Verbieten Sie umgehend den Dom, oder entkreuzen Sie ihn durch Asbestsanierung (so, wie 50 Meter gegenüber geschehen).
Update 07.07.2009
Die Bundesregierung besteht aus Extremisten! Alarm!!
Hat es doch unser alle Kandesbunzlerin tatsächlich gewagt, Keltenkreuze an Soldaten zu verleihen. Ganz klar – eine extremistische Handlung, klug getarnt als Auszeichnung für Tapferkeit.
Nun, Ihr Guten im Chemnitzer Stadtparlament, was jetzt? Aufschrei und Protest gegen Kanzlerin und Bundeswehr, oder Entschuldigung bei Zschocke?