Wer die DDR bewußt vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Existenz erlebt hat, konstatiert, daß sie der heutigen Bundesrepublik erschreckend ähnlich war. Schlimmer noch: Die Bundesrepublik wird der DDR zunehmend ähnlicher; DDR reloaded sozusagen. Damit meine ich beispielsweise die Gleichschaltung der Medien, das verordnete Verharmlosen von Problemen, das befohlene Leugnen unangenehmer Tatsachen , das Aus-dem-Kaffeesatz-Lesen, der Dresscode-Unsinn, das Erfinden von Positivmeldungen, das Umdeuten von Niederlagen in Erfolge, Sprachterror-Befehle, die verschämt mit political correctness umschrieben werden u.a. .
Und ja, es ist nicht zu glauben: Auch das (in der Bundesrepublik partielle) Nicht-Singen-Dürfen der Nationalhymnen ist deckungsgleich.
Sogar in der DDR wurden grundlegende Gesetze, wie etwa die Verfassung, das Familiengesetz und das neue Zivilgesetzbuch in der Presse veröffentlicht ‑und soweit möglich und zugelassen- von allen Bürgern diskutiert.
Vor allem das Demokratie-Geschwafel der Regierenden damals und heute ähnelt sich doch sehr. Sicher, heute kann ich frei wählen – aber ist freie Wahl alles an Demokratie? Wenn es ernst wird, hat das Volk auch hier und heute gefälligst seinen Mund zu halten. Oder kann ich mich nur nicht mehr erinnern an Volksbefragungen zum Thema Euro-Einführung, EU-Verfassung, EU-Beitritt? Gut erinnern kann ich mich dagegen an die Worte des Berliner Regierenden Partymeisters, für den Ergebnisse einer Volksbefragung von vornherein nicht relevant sind.
Wer nach der Wende gehofft hatte, in einer echten Demokratie leben zu können, findet vor:
- Eine Diktatur selbstgefälliger Politbonzen, die sich selbst als Parteiführung bezeichnen und verstehen.
- Einen unerträglichen Klüngel lokaler Polit-Paten die an ihrem Filz und Mief fast ersticken.
- Polit-Clowns, die auf Parties im Takte wackeln, anstatt hinter ihrem Schreibtisch zu arbeiten.
- Man sieht Funktionsträger, die außer dem Parteibuch keinerlei Kompetenz für ihr Amt besitzen.
- Man sieht eine Armada von Staatsdienern, Hofschranzen, Befehlsempfängern und ‑besonders eklig- willfährigen journalistischen Steigbügelhaltern, die samt und sonders im vorauseilenden Gehorsam alles tun, damit ihre generösen Brötchengeber weiter mit Ignoranz und Arroganz gegen den Willen des Volkes regieren können.
Sicher, es gibt keine Toten an den heutigen Grenzen und auch keine Stasi-Gefängnisse a lá Hohenschönhausen, es gibt freie Wahlen und jeder darf Schilder in die Luft halten.
Aber schon bei Repressalien gegen “Abweichler” innerhalb politischer Parteien und dem Zeigen der israelischen Staatsflagge gibt es nur noch marginale Unterschiede zwischen DDR und Bundesrepublik.
Man hätte im Zuge der Wende vieles anders und manches besser machen können, aber man wollte nicht.
Was nach dem Beitritt der Neuen Länder zu den Gebrauchten Ländern als Witz kursierte ‑die Vereinigung sei nur eine Übung der DDR-Staatssicherheit- ist entartet: Das war keine Übung, das ist Ernst.
Die DDR hat heute 10 Neue Bezirke mehr. So ist das.