Neue Spitzel braucht das Land
In der Buntkleinkarierten Republik Deutschland, oder sollte man doch schon DDR 2.0 sagen? – greift eine zwar alte, aber immer wieder gern verwendete, weil bewährte, Praxis um sich: Die Bespitzelung der Bevölkerung durch die Bevölkerung.
Schon zu Zeiten Seiner Majestät Willem Zwo unabkömmlich, im Dritten Reich u.a. durch den Blockwart institutionalisiert , in der DDR 1.0 zu Schild und Schwert des Klassenkampfes heroisiert, in der Bonner Republik über dilettantische Versuche nie hinaus gelangt, flattern unsereins die Ohren, wenn man so die Presse/Onlinemedien verfolgt:
Erster Fall: Da verlangte die Berliner städtische Wohnungsbaugesellschaft gehag von ihren Block … Verzeihung, Hauswarten, herauszufinden, in welchen Wohnungen gefährliche Hunde gehalten werden und belästigt ihre Mieter mit einem Brief, in dem es heißt “… Wir geben ihnen zur Kenntnis, dass unsere Hauswarte, ‑meister und ‑betreuer gehalten sind, uns jeden Mieter namentlich zu melden, der die vor genannten Hunderassen in seiner Wohnung hält.” Quelle
Zweiter Fall: Die WBL Fonds Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg bittet “… alle Mieter, ohne Rücksicht auf nachbarschaftliche Beziehungen uns bei der Umsetzung der Berliner Hundeverordnung zu unterstützen und von der Anzeigepflicht Gebrauch zu machen.” Quelle
Dritter Fall: Da will der Berliner Mieterverein 100.000 Spitzel anwerben. Diese sollen gezielt angeschrieben werden und dem Mieterverein Gründe für den eventuellen Leerstand ihrer Nachbarwohnungen melden. Ob beim Lauschen an der Tür der Nachbarwohnung auch der dort gerade gehörte Feind … sorry, Rundfunksender gleich mit gemeldet werden soll, ist nicht bekannt. Quelle
Vierter Fall: Im fränkischen Rehau erhält 20 Euro Belohnung derjenige Spitzel, der Hundehalter anzeigt, die die Hinterlassenschaft ihrer Raubtiere nicht entfernen.
Berlins Politikerkaste ist sich uneinig, ob das Modell auch für Berlin sinnvoll ist. Quelle
Fünfter Fall: In Bayern wird erwogen, Achtgroschenjungen … Verzeihung, “jugendliche Testkäufer” in entsprechende Läden zu schicken, um Verkäufer von Killerspielen in die Pfanne zu hauen. Ich nehme einmal an, daß diese “Testkäufer” mehr als acht Groschen Salär erhalten. Quelle
Sechster Fall: In Niedersachsen wurden ebenfalls “jugendliche Testkäufer” losgeschickt, um Verkaufsstellen auf Alkoholausgabe an Jugendliche zu testen.
Ob sie den erworbenen Alkohol selbst tranken, oder aber an ihren Führungsoffizier … Verzeihung, Ordnungsamt-Mitarbeiter abliefern mußten, ist nicht bekannt.
Siebter Fall: kommt sicher bald
Deutschland entwickelt sich so, wie das die Staatssicherheit 1989 perfekt vorbereitet hatte … planmäßig eben.
DDR 2.0. Venceremos!
Ach so, wie sagte Hoffmann von Fallersleben? ”Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.”