Franz Kolditz
(*11.09.1873 †13.05.1947)
Ich liebe das Haus, wo meine Wiege einst stand,
wo beseligt im liebreichen Trachten,
zwei Menschen, die mit mir blutseigen verwandt,
um mein Glück viel Sorge sich machten,
aus heiligem Hang
ihr Leben lang.
Ich liebe den Ort, wo die herrliche Zeit
der Jugend ich kindfroh verträumte,
wo ich ungebunden in Sorglosigkeit
zum Lebenskelch griff, der mir schäumte,
aus dem ich in Wehr
der Trennung noch zehr‘.
Ich liebe das Land, wo der wuchtige Laut
der Mundart mich freudig erreget,
wo sie, die dem Kinde so lieb und so traut,
hinein in die Ruhstatt geleget,
wo Leben und Grab
mir Heiliges gab.
O Himmel, du bist es, dich liebe ich sehr,
ich muß dich ja inniglich lieben,
denn du birgst, was alles mir heilig und hehr
von seliger Kindheit geblieben
und bist meinem Leben
nun Rüstung und Streben.
Quelle:
Franz Kolditz: »Heimat, meine Heimat«;
ein Heimatgedichtbuch,
Verlag von Siegers in Essen, 1927
Franz Kolditz wurde in Siebigerode als Sohn eines Steinhauers
geboren. Er besuchte die Volksschule, ging zum Militär und war später in
Essen Justizbeamter.
Er gilt als bedeutenden Mansfelder Heimat- und Mundartdichter.
Von ihm stammen Gedichte und Erzählungen aus dem Mansfelder Land; er verfaßte auch eine Eine kleine Geschichte des Ortes Siebigerode.
Obwohl ihm von Manchen die Komposition und der Text des Mansfeld-Liedes zugeschrieben werden, bezweifle ich dies.
siehe auch hier